Polydaktylie… „kurz und knapp“
Die Welt der Katzenzüchter ist noch immer gespalten. Es gibt die „Hasser“ und die „Fans“.
Polys werden oft als etwas „Besonderes“ angepriesen – doch sie sind nur ein fester, wenn auch mittlerweile
kleiner Teil unserer Rasse – deren Zucht einfach Geschmackssache ist.
Ein normaler Umgang damit, ohne Scheuklappen, ideologische Positionen und Vorbehalte wäre daher
angebracht.
Katzen haben fünf Zehen an den Vorderpfoten und vier an den Hinterpfoten. Polydaktylie ein Merkmal,
das durch das Vorhandensein zusätzlicher Zehen gekennzeichnet ist.
Es gibt zwei Arten der Polydaktylie.
Mitten Paws (mit Daumen) und Patty Food (alle Zehen sind nebeneinander).
Seit vielen Jahren argumentieren Gegner der Polydaktylie, dass es sich um einen schädlichen Defekt bei der
Maine Coon handelt. Viele seriöse wissenschaftliche Studien haben aber bewiesen, dass dies nicht stimmt.
Polydaktylie ist ein genetisches Merkmal der Rasse, das keine Auswirkungen auf die Gesundheit oder die
körperlichen Fähigkeiten des Tieres hat. Ein Beweis dafür ist die Tatsache, dass selbst beim Verpaaren von
zwei polydaktylen Katzen keine missgebildeten Kätzchen zur Welt kommen!
Zu Beginn der Zucht der Maine Coon bestand der Genpool zu etwa 40 % aus polydaktylenen Tieren.
Da man diese „Farmkatze“ zu einer „Katzenrasse“ machen wollte, und dies bei den US-amerikanischen
Verbänden bereits schwierig genug war, beschloss man die Anerkennung dieser mehrzehigen Variante auf
einen späteren Zeitpunkt zu verschieben…
Bis heute ist es in allen großen Verbänden so – außer in der FIFe, wo es komplett verboten ist – dass diese
Variante zur Zucht zugelassen ist – oder eher: nicht explizit verboten –, aber außer in der TICA
die „Polys“ bei Katzenshows nicht um Titel konkurrieren darf.
Polydaktylie ist seit mehr als 400 Jahren bekannt.
Viele Stallkatzen im Norden der Vereinigten Staaten – dem Geburtsort der Maine-Coon-Katzen – sind
Polydaktylen. Einige Leute sagen, dass diese Eigenschaft den Katzen beim Jagen hilft, andere sagen,
dass sie es ihnen ermöglicht, im Schnee zu laufen. Wissenschaftlich belegt wurde aber keine dieser
Theorien.
Es wird angenommen, dass zu Beginn der Rasse 40 % der Maine-Coons Polydaktylen waren, doch heute
scheint es, dass nur 2 % der Maine-Coons Polydaktylen sind.
„In der Studie von Danforth aus dem Jahr 1947 wurden die ersten Beobachtungen zur polydaktilen
Vererbung veröffentlicht. Danforth untersuchte insgesamt 234 Kätzchen in 55 Würfen und kam zu dem
Schluss, dass Polydaktilie durch ein dominantes Gen verursacht wird, nicht geschlechtsgebunden ist und
auch bei homozygoter Ausprägung nicht tödlich ist.
Ungeschickterweise schrieb er wohl „halbtödlich“ und diese Aussage wurde als Grundlage für den
Polypassus des geänderten deutschen Tierschutzgesetzes §11TSchG herangezogen, der die Zucht damit
verbietet, weil es falsch übersetzt wurde und trotz der Proteste von die befragten Katzenzuchtverbände. In
manchen Bundesländern gilt die Polydaktylie der Maine Coon tatsächlich noch immer als „Qualzucht“.
„Im Jahr 1998 untersuchte Solveig Pflüger, eine amerikanische Genetikerin, erneut das Thema Polydaktylie.
Sie fand heraus, dass es mindestens zwei verschiedene Gene gibt, die eine Polydaktylie auslösen:
Das erste – die präaxiale Form – wird einfach dominant autosomal vererbt und zeigt keine negativen
Auswirkungen auf die Gesundheit der Katze.
Die zweite Variante verursacht jedoch eine Radiushypoplasie, die zum Fehlen und zur Unterentwicklung der
Radiusknochen führt.
Später, im Jahr 2006, bestätigte Karen Comings, dass tatsächlich zwei unabhängige Gene existieren:
„Pd“ – das Gen der Polydaktilie selbst, als autosomal dominantes Merkmal mit nahezu 100 %iger Dominanz,
das keine Gefahr für die Tiergesundheit darstellt,
und „Rh“ – das „Radiale Hypoplasie-Gen“, das sich in ungewöhnlich kleinen verdrehten Radiusknochen oder
deren völligem Fehlen äußert und das auslöst, was sie „verdrehte Katze“ nennt.
Es muss betont werden, dass die Maine Coon nur die präaxiale Form der Polydaktylie aufweist.“
http://www.mainecooninternational.com/Polydactile-Maine-Coons/
Mehr Informationen gibt es auf folgenden Seiten:
Polydactylie Zusammenfassung (auf Englisch)